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14. Dezember 2020
Zurück zu den Wurzeln?!
Weihnachten im Corona-Jahr 2020 – es geht auch mit Humor
„Alle Jahre wieder …!“ Nein. In diesem Jahr ist alles anders. Auch Weihnachten. Keinen würde es wundern, wenn die Krippenfiguren abstandskonform entsprechend ihrem Maßstab ein paar Zentimeter weiter entfernt voneinander stehen.
Reisen die drei Weisen aus einem Risikogebiet an? Ist das vielleicht sogar die Erklärung, warum der Dreikönigstag erst am 6. Januar begangen wird: Die drei Herren kamen zwar pünktlich, mussten aber vor ihrem Besuch zur Sicherheit in 14-tägige Quarantäne?
Auf dem Weg zum Weihnachtsfest 2020 braucht es Humor. „Lasst uns froh und munter sein!“ Zugleich führt uns unsere ungewöhnliche Zeit ernsthaft zurück zu den Weihnachtswurzeln.
„Und sie legten das Kind in eine Krippe“.
Ich verstehe neu: Weihnachten und Improvisation gehören zusammen...
Da sind viele Parallelen: Wie Weihnachten 2020 wirklich wird, sagen uns erst kurz vorher die Behörden: Wo dürfen sich wie viele Menschen überhaupt öffentlich zum Feiern versammeln?
Mit behördlichen Verordnungen beginnt auch Lukas 2: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde …“ Wenn alle Besucher der Weihnachtsgottesdienste registriert werden, wirkt das fast wie ein großes Krippenspiel. Dass „ein jeglicher in seine Stadt geht“, ahmen wir Weihnachten schon längst nach: „Driving home for Christmas …“ - weniger, „um sich zu schätzen lassen“, sondern weil man wertgeschätzte Menschen und die Umgebung liebt. Wird das in diesem Jahr gehen, oder müssen Teile der Familie online zugeschaltet werden?
Maria und Joseph hätten einiges für eine Online-Schalte gegeben, statt hochschwanger durch ein hessengroßes Land zu reisen. Langsames Internet auf dem Land wäre nur halb so schlimm gewesen, wie „keinen Raum in der Herberge“ zu haben. Nicht mal Notfall-Klinikbetten waren freigehalten. Was geht es uns heute gut!
„Und sie legten das Kind in eine Krippe“. Ich verstehe neu: Weihnachten und Improvisation gehören von jeher zusammen. Dass uns Weihnachten 2020 Flexibilität abverlangt, ist nicht nur Zumutung sondern Augenöffner: Kein Raum in der Dorfkirche! Sie könnte aufgrund der geltenden Hygieneregeln nur für eine Handvoll Besucher Herberge sein. Outdoor-Gottesdienste wirbeln unbehaglich und quer zur persönlichen Heiligabend-Fahrplan-Lieblingszeit das Gewohnte durcheinander. Das mag verärgern, passt aber zum Fest rund um die Geburt, die in der Weihnachsgeschichte beschrieben wird. Wir müssen neu nachdenken, wie wir das Fest im Ort oder daheim feiern – und damit auch, was es uns über die Gewohnheit hinaus bedeutet.
Kirchengemeinden überlegen seit dem Spätsommer, wie und wo man unter Pandemie-Umständen Weihnachten in Gottesdiensten erlebbar macht. Sie werden es in den Ankündigungen finden – vielleicht kurzfristiger als gewohnt, sicher aber mit mehr Vorlauf als „die Hirten auf dem Felde“, die erst „des Nachts“ medial durch Engel vermittelt Zeit und Ort genannt bekamen. „Euch ist heute der Heiland geboren. Ihr werdet finden das Kind in einer Krippe liegen“. Ihre Reaktion: „Lasst uns nun gehen nach Betlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist“. Das nenne ich weihnachtlich-spontan!
Es inspiriert: „Mal sehen, wann an welchen Orten bei uns gefeiert wird!“ Gute Engel aus den Gemeinden haben zudem längst online Krippenspiele und Kurzbotschaften vorbereitet, damit das „Fürchtet euch nicht!“ mit einem Klick bei mir ankommen kann! Wie sehr brauche ich diese Worte in diesem Jahr und für die Zukunft!
Weihnachten zeigt mir: Nicht die Welt hat sich verschworen! Gott hat sich geschworen, mittenrein zu kommen und zu bleiben. Heiligabend 2020 verstehe ich neu: Er kommt in alles Unfertige. In nicht perfekt Planbares. Er kommt in das, was „alles Volk“ bewegt und strapaziert. „Alles Volk“ heißt griechisch „pan demos“. Er kommt mitten in die Pandemie.
„Alle Jahre wieder“: Die Umstände unserer Feier- ob im öffentlichen Raum oder heimischen Wohnzimmer – sind für sein Kommen so wenig Voraussetzung, wie sie damals im Dörfchen „Brothausen“, Bethlehem, waren. Unter Umständen sind die Umstände 2020 sogar günstiger: Weil unser Leben gerade ziemlich angezählt ist, fragen sich viele, was zählt.
Liegt es am Nachdenken über Corona, was eigentlich „Krone“ bedeutet, dass ich wieder bei den drei Königen lande und Antwort finde? Ihre Reise orientiert sich lange an den begeglichen Sternen. Bis einer über dem Stall stehen bleibt. Ihnen leuchtet ein: Es ist fix, steht fest: Gott in dem Kind finden und auf Jesus setzen – das zählt!
Wenn ich früher immer das Gold der Weisen für das Top-Geschenk gehalten habe, verstehe ich heute Weihrauch und Myrrhe zu schätzen: Sie haben Heilmittel im Gepäck! Ich sehne mich nach solchen Weisen, aus welchem Land auch immer. Mit Impfstoff, den sie zuerst als Geschenk verstehen – eben auch als „Freude, die allem Volk widerfahren wird“, denn Weihnachten ist nicht Geschenkefest für Privilegierte, sondern Gottes Geschenk an alle.
2020 drängt uns „ein Weihnachten zurück zu den Wurzeln“ auf. In der Adventszeit können wir schon mal üben: Unser Lächeln kann man unter dem Mund-Nasen-Schutz nicht sehen. Dann sollen umso mehr die Augen strahlen, wenn wir einander an Heiligabend „Fröhliche Weihnachten 2020!“ wünschen.
Dekan Norbert Mecke
Wir wünschen euch von ganzem Herzen ein schönes Weihnachtsfest, das nicht schön ist, weil es Geschenke, gutes Essen, Urlaub oder Schnee und schöne Deko gibt.
Sondern weil wir wissen, dass all dies keine Bedeutung für unser Leben und die Welt hat.
Bedeutung allein hat, dass wir Jesus bei uns persönlich, in unserem eigenen Leben willkommen heißen, ihm die Tür aufmachen und sagen:
Willkommen! Ich freue mich, dass du jetzt bei mir bist!
Fröhliche Weihnachten!