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23. Dezember 2016
HIRTEN
Die Hirten: aus der Weihnachtsgeschichte nicht mehr wegzudenken. Keine Krippe ohne Hirten und Schafe. Was für eine Bedeutung haben sie für die ganze Geschichte? Waren sie die „redlichen Hirten“ wie im Lied „Ihr Kinderlein kommet“, also ganz lieb und vielleicht sogar ein bisschen naiv, der Traum aller Schwiegermütter, gehobene Kleintierzüchter? Oder stimmt eher das Bild des Kriminellen, Gesetzlosen, am Rande der Gesellschaft, vor Dreck strotzend, sozial abgestiegen und ohne Perspektiven? Am Ende ist es vielleicht gar nicht wichtig, wer oder was sie waren?
Vielleicht bringen wir später etwas Licht in diese Fragen.
Um die Tragweite zu verstehen, was in jener Nacht auf den Feldern vor Bethlehem passiert ist, müssen wir wissen, dass normalerweise die Menschen in den Tempel gingen, um mit Gott zu kommunizieren. Dort war er zu finden. Dort war seine Gegenwart präsent. Dort im Heiligen lauschte man seinem Wort. In der Nacht von Bethlehem war das anders. Gott hat in einer Sprache gesprochen, die die einfachen Menschen verstanden ─ und dazu gehörten die Hirten.
Wir lesen die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor, aus dem Lukasevangelium. Maria und Josef haben in Bethlehem Unterschlupf gefunden, Jesus ist geboren, was geschah dann?
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
Der Alltag der Hirten war geprägt von harter Arbeit, ständigen Wechsel des Essenplatzes und bei Gemeinden, die kein Hirtenhaus besaßen, auch des Schlafplatzes. Sie waren bei Wind und Wetter draußen, 365 Tage im Jahr, ob Tag oder Nacht, oft sehr einsam unterwegs. Die Gesellschaft hatte sie meistens an den Rand gedrängt, sie waren Habenichtse, man hat von oben auf sie heruntergesehen.
Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Der Engel richtet diesen Hirten von Gott aus: Euch ist heute der Heiland geboren.
Da steht nicht: Heute ist der Heiland geboren.
Da steht: Euch ist heute der Heiland geboren. Er ist nur für dich geboren. Ganz persönlich.
Das Außergewöhnliche daran ist, dass es den Hirten gesagt wurde. Ausgerechnet denen, wir haben es ja schon gehört. Nicht den vorletzten, sondern den allerletzten der Gesellschaft. Bei den Hirten handelte es sich damals um Verachtete. Aus Sicht der Pharisäer und Schriftgelehrten standen sie auf derselben Stufe wie Huren und Zöllner. Man fürchtete sie als Räuber und Betrüger, vielleicht auch weil sie nachts aktiv waren während die braven Bürger schliefen.
Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Die Windeln als Zeichen? Das hatten doch alle Babys?
Maria und Josef hatten nur noch in einem Stall, in irgendeinem Unterschlupf Platz gefunden. Wahrscheinlich war es sogar in einer Felshöhle, die für Begräbnisse vorgesehen war. Dort waren immer in kleinen Nischen ganz bestimmte Stoffstreifen vorbereitet, die sonst ausschließlich zum Einwickeln der Leichen benutzt wurden. Jesus war also das einzige Baby in ganz Bethlehem das in Leichentücher gewickelt war, und DAS war das Zeichen. Schon bei der Geburt von Jesus ist klar gezeigt, dass er für uns sterben wird. Und wahrscheinlich war er auch das einzige Neugeborene, das in einer Futterkrippe lag.
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Sie machen sich auf den Weg, um "die Geschichte zu sehen, die da geschehen ist", und nicht etwa, um "zu sehen, ob die Geschichte tatsächlich geschehen ist".
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
Die Hirten hatten eine Begegnung mit Jesus Christus. Auch wenn es „nur“ eine Begegnung mit dem Baby Jesus war, so ist es doch ein biblisches Prinzip, dass jeder Mensch, der Christus begegnet, eingeladen ist, seinen Standpunkt ihm gegenüber zu prüfen. Entweder ich lehne ihn ab oder ich nehme ihn an. Beides sind Entscheidungen. Auch die Hirten haben sich entscheiden müssen – und haben sich FÜR Jesus entschieden.
So wie die Hirten an Weihnachten durch die Begegnung mit Jesus verändert wurden, so kannst auch du Dich in diesen Weihnachtstagen verändern lassen durch die tatsächliche Begegnung mit ihm, und nicht durch Weihnachtsdekoration, gemütliche Stunden oder Kerzenschein.
Die Hirten haben verstanden dass Gott die Menschen einladen will, sich wieder mit ihm zu vertragen. Gott macht das möglich durch seinen Sohn, den er als Retter in die Welt schickt. Offensichtlich waren die Hirten von Jesus überzeugt, man kann sagen sogar begeistert. Was passierte danach?
Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
Hirten zur damaligen Zeit wurden in der Gesellschaft nicht ernst genommen. Ihre Aussagen galten in der Gesellschaft nichts. Sie waren ungebildet. Aufgrund ihres Berufs konnten sie weder den Sabbat noch die Speisevorschriften ordentlich einhalten. Sie kannten das alttestamentliche Gesetz nicht und waren vor Gericht nicht als Zeugen zugelassen.
Und das Erstaunliche ist nun, dass Gott genau auf diese Personengruppe zurückgreift, um die Geburt Jesu zu bezeugen. Die ersten Zeugen der Weihnachtsgeschichte waren also diejenigen, die aus Sicht der Gesellschaft gar keine Zeugen sein durften.
Vielleicht glaubst Du, dass Gott Dich nicht als Zeuge gebrauchen kann. Du bist angeblich zu schwach, zu unbegabt, zu schüchtern, zu ungebildet, zu arm, zu reich, was auch immer. Aber die Hirten in der Weihnachtsgeschichte zeigen uns, dass Gott gerade diejenigen als seine Zeugen haben möchte. Sie machen es uns vor: Wer verstanden hat, was Weihnachten bedeutet, der kann gar nicht anders als die wahre Weihnachtsbotschaft an Freunde, Schulkammeraden, Nachbarn oder Arbeitskollegen weiterzugeben.
Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Die Hirten sind bei der Verbreitung der guten Neuigkeiten auf Verwunderung gestoßen. Sie haben sich aber nicht beirren lassen, oder entmutigen. Sie lobten Gott für alles. Sie freuten sich, sie waren dankbar für die Dinge, die sie gehört und gesehen hatten. Wie andere reagierten war nicht entscheidend für ihre Freude.
Und dann? Die Hirten sind wieder zurückgegangen zu Ihrer Herde. Sie gingen zu ihrer seitherigen Tätigkeit zurück, auch wenn es Routine und Einsamkeit bedeutete. Die Hirten gingen zurück in denselben Alltag.
Es kann sein, dass Gott dir eine Begegnung mit ihm schenkt. Ob durch das Bibellesen, ein Gespräch, eine Erfahrung, ein Erlebnis oder durch diesen Abend. Doch es ist fast immer so, dass Gott uns anschließend wieder in denselben Alltag zurückführt – wie die Hirten!
Für den einen von uns heißt es, nachher wieder Windeln zu wechseln, Essen vorzubereiten und für die Familie da zu sein. Für den anderen heißt es, morgen wieder an dieselbe Arbeitsstelle zu gehen, dieselben Kollegen zu treffen und denselben Herausforderungen wie immer zu begegnen. Und für den nächsten heißt es, nach den Ferien wieder neben demselben Mitschüler zu sitzen oder die lieben Nachbarn zu ertragen.
Gott will Dich als sein Zeuge haben, genau wie die untalentierten Hirten seine Botschaft weitererzählt haben, auch wenn sie gar keine Zeugen sein durften. Ob Du denkst, Du bist begabt oder nicht, spielt für Gott keine Rolle.
Die Hirten und Du
Falls Du mal wieder denkst, Gott kann jemanden wie Dich nicht gebrauchen, dann denke daran: Noah war betrunken. Abraham war zu alt. Sara hat über Gott gelacht. Jakob hat gelogen und betrogen. Lea war hässlich. Josef wurde misshandelt. Mose stotterte. Gideon hatte Angst. Simson war langhaarig und ein Frauenheld, Rahab eine Hure, David und Timotheus zu jung, David ein Ehebrecher und Mörder. Elia hatte Selbstmordabsichten. Jona haute ab vor Gott. Noomi war Witwe. Hiob machte Bankrott. Petrus verleugnete Jesus dreimal. Marta machte sich um alles Sorgen. Die Samariterin hatte lauter gescheiterte Beziehungen. Zachäus war zu klein, Paulus zu religiös, Timotheus hatte Magenprobleme, und Lazarus – war sogar tot.
Also keine Entschuldigungen: Gott kann Deine vollen Möglichkeiten ausschöpfen.
Außerdem: Du bist nicht die Botschaft, Du bist nur der Bote!